
Die dritte Auflage unseres Wanderbuches *Mit Hunden unterwegs in Südtirol* ist gerade erschienen! Darin ist auch die Wanderung entlang des Gewürztraminerwegs beschrieben. Heute stellen wir eine Variante dieser Tour vor, die über den Kastelazweg nach Kurtatsch führt und anschließend über den Gewürztraminerweg nach Tramin zurück.
Eine Frühlingswanderung durch die Weinberge
Unsere Wanderung beginnt auf dem Parkplatz in Tramin, wo sich die "Rechtentalstrasse" mit der "In-Der-Austrasse" kreuzt. Wir halten uns links, überqueren die Brücke über den Höllentalbach und biegen dann in die "Mühhlgasse". Nach wenigen Metern entdecken wir den Wegweiser zum Kirchsteig, der uns hinauf zur St.-Jakob-Kapelle in Kastelaz führt. Der schmale Pfad schlängelt sich durch die kahlen Reben, die im März noch nicht in sattem Grün erstrahlen.

Nach einem kurzen Anstieg erreichen wir die Kapelle St. Jakob in Kastelaz. Die romanischen Fresken aus der Gründerzeit um 1215 zählen zu den bedeutendsten ihrer Art. Besonders das „Bestiarium“ im Sockelbereich der Apsis sticht hervor: Fantastische Mischwesen, halb Mensch, halb Tier, sind zwischen Dämonen und mythischen Gestalten dargestellt. Darüber befinden sich Atlasfiguren, die den Himmel stützen, sowie Kain und Abel mit ihren Opfergaben. Die Fresken symbolisieren den Gegensatz zwischen göttlicher Ordnung und Chaos. Vom Vorplatz der Kapelle bietet sich ein weiter Blick auf die umliegenden Weinberge und den Kalterer See.




Von St. Jakob aus folgen wir einem Teil der Kastelazpromenade, der in einen breiten Forstweg übergeht. Dieser führt durch lichte Wälder und entlang der Weinberge. Unterwegs gibt es verschiedene Spielstationen: eine geschwungene Rutsche, eine hölzerne Schlange zum Balancieren und ein igluförmiges Baumhaus zur Freude von Groß und Klein. Atemberaubend sind immer wieder die einzigartigen Ausblicke auf das Weinrebengebiet um Tramin mit diesen einmaligen spitz nach oben verlaufenden Zypressen.




Nach einer Weile lassen wir den Kastelazweg hinter uns und wandern weiter in Richtung Kurtatsch. Der Weg verläuft sanft abfallend mit Ausblicken auf das Etschtal. In Kurtatsch fallen uns die vielen runden Torbögen mit Steinverkleidung auf, die in die Innenhöfe der alten Weinhöfe führen. Da wir den ersten Teil der Rundwanderung nun nach ungefähr eineinhalb Stunden bewältigt haben, entscheiden wir uns für einen gemütlichen Zwischenstopp im Gasthof Terzer und verkosten natürlich ein Glas Gewürztraminer. Danach kehren wir zurück zu der Wegkreuzung und folgen der Markierung Nr. 8 zurück nach Tramin. Nach etwa 30 Minuten erreichen wir die Ortschaft Rungg. Kurz nach der Kirche zweigt links der Gewürztraminerweg ab, der in rund 25 Minuten zwischen den Weinreben bis zu den ersten Häusern von Tramin führt.


Der Themenweg vermittelt interessante Einblicke in den Weinbau. Informationstafeln entlang des Weges erklären, warum z.B. der warme Wind von der Adria für die Reben so wichtig ist und wie viel Sonnenlicht die Gewürztraminertraube benötigt. Der Blick schweift über das Weißhorn und die umliegenden Berge. Seit 1850 wird der Gewürztraminer in Tramin kultiviert. Der vollmundige, fruchtig-würzige Weißwein zählt zu den bekanntesten Südtirols und hat das historische Weindorf weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht.


Zurück in Tramin führt die Route geradeaus ins Zentrum. Luna postet vor einer ein Meter großen aus Steinen gefertigten Traube. Wir blicken auf die Kirche von Tramin mit ihrem markanten Turm. Der Kirchturm von Tramin ist ein architektonisches Wahrzeichen und eine Besonderheit in Südtirol. Mit 86 Metern ist er der höchste gemauerte Kirchturm Tirols. Auffällig ist, dass er freistehend neben der Pfarrkirche St. Julitta und Quirikus steht und nicht mit dem Kirchengebäude verbunden ist – eine seltene Bauweise.




Auf dem Hauptplatz in Tramin befindet sich auch noch ein kunstvoll gestalteter Brunnen mit Figuren, die an die berühmten Fasnachtsbräuche des Dorfes erinnern. Tramin ist bekannt für seinen Egetmann-Umzug, eine der ältesten und traditionsreichsten Fasnachtsveranstaltungen im Alpenraum.
Der Egetmann-Umzug findet nur in ungeraden Jahren am Faschingsdienstag statt und zieht zahlreiche Besucher an. Im Mittelpunkt steht die Figur des Egetmann-Hansl, ein Bräutigam in Frack und Zylinder, der auf einem Wagen durch das Dorf fährt, begleitet von einer bunt gemischten Schar an traditionellen und skurrilen Gestalten. Besonders bekannt sind die Wuddelen, in zottelige Fellkostüme gehüllte Gestalten mit schaurigen Masken, sowie der Bajazzo, eine Art Narr, der das Geschehen kommentiert. Der Umzug folgt einer festgelegten Zeremonie, in der symbolisch eine Hochzeit abgehalten wird, doch diese endet chaotisch und lautstark mit einer Art Reinigung, um den Winter und alles Schlechte zu vertreiben. Wasser spielt dabei eine wichtige Rolle – Besucher sollten sich darauf einstellen, nass zu werden! Diese Tradition reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück und ist tief in der Kultur von Tramin verwurzelt. Der Brunnen am Hauptplatz erinnert das ganze Jahr über an dieses außergewöhnliche Spektakel.
An der Kirche in Kastelaz vorbei und an einem kuriosen, bauchigen kahlen Baum gehen wir durch das Dorfinnere weiter bis wir schließlich wieder nach zehn Minuten unseren Ausgangspunkt erreichen.

Diese Wanderung eignet sich besonders im Frühling oder Herbst, da der Weg im Sommer stellenweise stark der Sonne ausgesetzt ist und für Hunde zu heiß werden kann. Entlang der Route gibt es jedoch zahlreiche Brunnen, an denen sich Hunde erfrischen und ihren Durst stillen können.
Tourendaten:
Ausgangs und Endpunkt: Tramin
Gehzeit ohne Pausen: 3h
Strecke: 9,2 km
Höhenunterschied: 277 hm
Schwierigkeit: 1/+5
Hundetauglichkeit: 5/5
Wasser: immer wieder
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